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PAPAAPAAA PATAGONIAAA Paaaart II

Nachdem der 2* Freeride World Qualifier Contest leider abgesagt wurde, Regina und ich Patagonien jedoch noch weiter erkunden wollten, hatten wir, was unser Transportmittel betraf, die Qual der Wahl – mit dem Bus oder doch mittels Mietauto? Die Frage beantwortete sich für uns anhand der Bushaltestelle in Cerro Castillo – wir versuchten dort herauszufinden, wann ein Bus Richtung Coyhaique bzw. zu einer anderen Destination unterwegs sei. Der Besitzer des Lebensmittelladens war überzeugt, dass einer um 11 Uhr fahren würde, vorbeispazierende Einwohner waren unterschiedlicher Meinung – die Uhrzeiten rangierten zwischen 12 und 15 Uhr bzw. manche meinten sogar, dass an diesem Tag gar kein Bus mehr fahren würde. Nach einigen Stunden gebannten Wartens schafften wir es glücklicherweise nach Coyhaique und suchten schnurstracks die Mietautostationen auf. (Anmerkung: Uns wurde gesagt, dass das Reisen mit Bus normalerweise viel besser im südamerikanischen Sommer funktioniert, da sich im Winter hier nur wenige Touristen tummeln). Da Coyhaique und der Flughafen in Balmaceda die einzigen Städtchen waren, wo man Mietautos ausleihen konnte, waren die Preise auch dementsprechend hoch. Um unser Budget etwas zu schonen, beschlossen wir, unser Mietauto als Wohnwagen zu missbrauchen. Dieser naive Einfall wird sich später noch als eine sehr frostige Angelegenheit entpuppen , der wir mit sämtlichen Kleidungsschichten (auch Skigewand) zu trotzen versuchten – jedoch nur mit mäßigem Erfolg: meistens ist einer um 5 Uhr früh bereits aufgewacht, hat sich eine weitere Kleidungsschicht angezogen und dann versucht weiterzufrier… ähm schlafen.

Auf holprigen, lose befestigten und teils löchrigen Straßen fuhren wir bei Nacht und Nebel auf der Carretera Austral zuerst wieder nach Rio Tranquillo (die Carretera Austral ist eine ca. 1300km lange Straße die von Puerto Montt nach Villa O'Higgins reicht und zählt wegen seiner atemberaubenden und unterschiedlichen Landschaften zu einer der schönsten Strecken der Welt – die für uns den Ankerpunkt unserer Reise darstellte). Am nächsten Tag ging es auf einer engen Straße weiter zur Endmoräne des Exploradores-Gletschers, die wir hinaufwanderten, um auf der Aussichtsplattform das eindrucksvolle Panorama zu genießen. „Der Weg ist das Ziel“ ist ein Spruch, dem wir definitiv zustimmen können! Unterwegs hielten wir mit dem Auto immer wieder an, um Fotos zu schießen und die atemberaubende Landschaft zu bestaunen (zum Glück gab es kaum Verkehr :D ).

Unsere nächste Destination lautete Tortel: ein kleines verschlafenes Fischerdorf mit ca. 600 Einwohnern, das sich durch seine Zypressenholzstege auszeichnet, die durch das gesamte Dorf verlaufen. Auch hier machte sich die Nebensaison bemerkbar, wir begegneten kaum Touristen und nur sehr wenigen Einwohnern, dafür umso mehr Hunden. Diese schienen uns als Rudeloberhäupte auserkoren zu haben, wurden wie von Zauberhand immer mehr und begleiteten uns auf unserem Streifzug durch das Dorf (beim Durchzählen kamen wir einmal auf 8 Hunde – Regina war bereits etwas genervt; ich gut unterhalten). Durch Zufall kamen wir dort mit einem Einheimischen ins Gespräch, der uns eine Bootsfahrt anbot, um das Dorf und die Umgebung von einer anderen Seite kennenzulernen. Wir nahmen diese Gelegenheit an (sind somit auch den Hunden entkommen) und waren anschließend noch bei ihm und seiner Frau zuhause, tranken Mate-Tee (argentinische/chilenische Tee-Tradition, deren Regeln eine Wissenschaft für sich ist) und kauften ihnen einige liebevoll selbstgeschnitzte Kochlöffel und Duftkissen ab.

Mit köstlichen Empanadas (gefüllte Teigtaschen) bewaffnet, fuhren wir in die Nacht hinein weiter nach Cochrane und konnten es kaum glauben – zahlreiche Hasen hoppelten alle paar Minuten über die Straße und einmal mussten wir sogar anhalten, weil es sich zwei junge Füchse auf der Straße gemütlich gemacht hatten. Neugierig trabten sie immer wieder zu unserem Auto vor, um sich schließlich nach zwei Minuten ohne Hast wieder zu verabschieden. Wir waren sprichwörtlich dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Genächtigt haben wir wieder im Auto, beim Lago Cochrane National Park. Abermals wachten wir frierend auf und stellten überrascht fest, dass direkt hinter uns ein zauberhafter See lag – somit blieben wir kurzerhand munter und betrachteten noch etwas verträumt den Sonnenaufgang.

Unfreiwillig lernten wir in Cochrane (ca 3000 Einwohner) auch die chilenische Polizei näher kennen. Irgendwie schafften wir es, innerhalb von 5 Minuten vor den Augen der Polizei zwei Verkehrsübertretungen zu begehen. Nämlich: gegen die Einbahn zu fahren und somit auch auf der falschen Seite einzuparken. Der Polizist war sichtlich amüsiert über unser etwas chaotisches Schlaflager im Mietauto und nach einer Viertelstunde Plaudern kamen wir glücklicherweise mit einer Verwarnung davon. Um kein weiteres Klischee (Frau am Steuer) vor den ansäßigen Behörden zu bestätigen, fuhren wir rasch weiter und traten somit unsere Heimreise an. Es ging an Rio Tranquilo vorbei bis nach Cerro Castillo, wo wir das dortige historische Museum und Felswände mit Handabdrücken (stammen von den Tehuelche-Indianern), die ca. 3000 Jahre alt sind und deren Bedeutung bis heute ein Geheimnis ist, bewunderten.

Bei der abschließenden Fahrt zum Flughafen in Balmaceda wurden wir vom Sonnenschein begleitet und wünschten uns dabei sehnlichst, noch ein bisschen länger bleiben zu können, um Patagonien weiter zu erkunden.

Besos,

Regina und Claudia


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